Das Ziel dieser Diplomarbeit ist die Analyse der Motive der Mutterschaft und der Emanzipation in den Romanen „Lagerfeuer“ und „Die Mittagsfrau“ der deutschen Schriftstellerin Julia Franck, die 1970 in Ost-Berlin geboren wurde. Der Hauptcharakter des Romans „Lagerfeuer“ ist Nelly Senf, eine junge Mutter zweier Kinder, die wegen des Selbstmordes ihres Geliebten und Vaters ihrer beiden Kinder trauert und in den Westen Deutschlands zieht. Neben ihrer Verzweiflung und Schmerzen, die sie während der Flucht erleidet und der schweren Situation zwischen ihr und ihren Kindern, wird im Roman durch die Figur der Nelly Senf auch das Motiv der Mutterschaft und Emanzipation behandelt. Im zweiten Roman „Die Mitagsfrau“ gibt es zwei Mütter mit verschiedenen Charakteren und Eigenschaften. Im Verlauf des Romans wird anhand dieser beiden Figuren gezeigt, wie sich eine Mutter nicht verhalten sollte und wie sich eine Frau im Verlauf der Zeit und in im tristen Alltag zurechtfindet. Der Roman „Die Mittagsfrau“ handelt von der unglücklichen Lebenssituation der Helene Würsich und ihrer Mutter, Alice Sehmisch, von ihrer Geburt in Bautzen im Jahr 1907 bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihren siebenjährigen Sohn Peter 1945 auf einer Bahnhofsbank auf dem Weg nach Berlin verlässt, weil sie verhindern möchte, dass ihr Sohn nicht bei einer emotional kalten Mutter lebt, wie sie es selbst musste. Helene bemüht sich, ihrem Kind das Bestmögliche zu bieten. Den Hauptteil der Zeit widmet sie ihrer Karriere, um das gemeinsame Leben mit ihrem Sohn zu verbessern. Julia Franck beschreibt die Traumata aus Helenes Kindheit als emotionale Entfremdung, die Helenes junges Leben von Anfang an bestimmten. Helene verwandelt sich in eine apathische Mutter, die am Ende ihr eigenes Kind verlässt, um sich nicht selbst zu verlieren. Im Roman „Lagerfeuer“ ist der Hauptcharakter Nelly Senf, eine junge Mutter zweier Kinder. Sie ist eine gebildete Frau, die ihre Lebensziele genau kennt. Nelly beweist, wie eine Frau gleichzeitig eine Ausbildung machen kann und eine gute Mutter sein kann, die sich um ihre Familie kümmert. Nelly Senf hat zwei Kinder, Katja und Aleksej. Beide Kinder wechseln in eine andere soziale Umgebung, verändern ihre Gewohnheiten und die Schule. In einigen Abschnitten des Romans liest man, wie Nelly eine verständnisvolle und liebevolle Mutter ist, während andere Stellen ihren emotional kalten Standpunkt beschreiben, der nicht zu einer Mutter passt. Anhand der Analyse beider Werke kommt man zum Schluss, dass die Mutterschaft und Emanzipation aus der Sicht dieser drei Mütter und Frauen, verschieden ausgelegt, verstanden und gelebt werden kann. Alle drei Mütter haben verstanden, dass die Mutterschaft eine Herausforderung ist, allerdings sind sie sich nicht alle darüber bewusst, dass sie auch eines der schönsten Dinge im Leben ist. Alle drei sind nicht stark genug, um diese Herausforderung richtig anzunehmen, zusätzlich hinterlassen das falsche Verhalten und die schlechte Erziehung, die sie selbst durchlebten, auch negative Folgen bei ihren eigenen Kindern. Aufgrund des großen Drucks der damaligen politischen Situation, der Zeit einer ausgeprägt politischen Ideologie, des Nationalsozialismus, geben sich einige von ihnen selbst auf. Am Beispiel der Nelly Senf sieht man, dass man trotz dieser schwierigen Zeiten seine Wünsche mit seinem Leben in Einklang bringen kann, wenn man nur einen ausreichend starken Charakter hat. Was das Motiv der Emanzipation betrifft, stellt dieser Begriff für Helene und Nelly ein Imperativ dar, während Selma sich immer mehr in sich selbst zurückzieht. Die Emanzipation bietet den Weg in eine bessere Zukunft, während andere sich mit ihrem Schicksal, wie immer es auch ausfällt, abfinden.

The theme of this thesis is the analysis of the motifs of motherhood and emancipation in the novels “Lagerfeuer” (2003; „West“) and “Die Mittagsfrau” (2007; „The Blind Side of the Heart“) by the German writer Julia Franck, born in 1970 in East Berlin. The central figure of the novel “Lagerfeuer” is the young mother of two, Nelly Senf, who laments the suicide of her lover and father of her children, as she travels to the West. With all the suffering and pain that she describes as she moves to the West and the troublesome situations Nelly and her children experience, the novel emphasizes the motif of motherhood and emancipation through her character. In the second novel, “Die Mittagsfrau”, there are two mothers, of different traits and characters, who throughout the novel show what motherhood should not be and how one woman copes with time and difficulties her life carries. The novel “Die Mittagsfrau” is an unhappy life story of Helen Würsich and her mother, Alice Sehmisch, from her birth in Bautzen in 1907 until she left her seven-yearold son Peter in 1945 on the train station on his way to Berlin. With the desire that her child does not grow up as she did, with an emotionally cold mother, Helen strives to provide the best she can. She devotes most of her time to education and building a career that will make her life easier. Nevertheless, childhood traumas mark her. Julia Franck shows how emotional alienation has defined this young woman’s life from the beginning. Helen's emotionless childhood turns her into an apathetic mother, who eventually abandons her child in order to save herself. In the novel “Lagerfeuer”, the main character is the mother of two children Nelly Senf, an educated woman who clearly knows her goals. Nelly shows that it is possible for a woman, a mother with two children, to achieve the level of education she craves for and to care for her family. Both of her children, Katya and Alexey, are changing their living environment and habits, as well as their school. Their mother, in this difficult part of their lives, must comfort and support them. In some parts of the novel, Nelly’s mother figure is full of understanding and love, and in others she shows a cool emotional attitude which is not fit for her role. Analysing the novels, motherhood and emancipation can be understood differently from the perspective of three mothers and women. All three mothers are aware that motherhood is hard work, but they are not aware that it is also the most beautiful job in the world. Likewise, not all of them are strong enough to do the job properly and to see that bad behaviour and poor upbringing have an effect on their children. Due to great pressure and the political situation of the time, great political ideologies and National Socialism, some of them give up. The example of Nelly Senf shows how everything can be done when desire and will are aligned. When it comes to the motif of emancipation, Selma obscures it deep within, while for Helen and Nelly this is an imperative. Emancipation marks the path for a better future for one mother, while the other reconciles with destiny as it is.